
Was hätten wohl die Hirten in jener Nacht gemacht, wenn Sie nicht die ersten gewesen wären, die von der Geburt des versprochenen Retters erfuhren? Oder anders gefragt, warum haben wohl ausgerechnet diese Hirten als erste von der Geburt Jesu Christi erfahren?
Über den Nutzen von Hürden und Zäunen in der Tierhaltung
In der Lutherübersetzung von 1984 lesen wir: „Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.“ (Lukas 2,8).
Der Luthertext deutet an, dass die Hirten ihre Herde über Nacht mit einer Art Zaun umgeben hätten, damit sie nicht weglaufen konnten. In anderen Übersetzungen findet sich der Hinweis auf „Hürden“ nicht. Freilich würden Tiere zumindest solange sie schlafen sowieso nicht weglaufen und sich nicht irgendwo verirren.
Für uns heute ist der Gedanke an Schafhürden natürlich sehr naheliegend. Bei uns in Deutschland kommt es gar nicht so selten vor, dass Schafe einfach von einem Zaun umgeben und sich selbst überlassen werden. Menschliche Aufsicht ist dann nicht mehr so wichtig.
Allerdings sorgt die Nachricht, dass es in Deutschland wieder wildlebende Wölfe gibt, für gewisse Verunsicherung unter Tierhaltern. Wir können davon ausgehen, dass es im Heiligen Land vor zweitausend Jahren noch viele wildlebende Raubtiere gab. Manche dieser Räuber konnten sich gerade im Schutze der Dunkelheit anschleichen und leichte Beute machen.
Aus unseren Medien wissen wir, dass Zäune zwar verhindern können, dass Tiere weglaufen, doch Wölfe können trotz dieser Zäune Tiere angreifen und töten. Allenfalls lag es vielleicht an den Zäunen, dass die Wölfe ihre gerissenen Beutetiere nicht gleich mitnehmen und verstecken konnten.

Die Tätigkeit von Hirten in neutestamentlicher Zeit
Hirten in neutestamentlicher Zeit konnten vielleicht entspannte und geruhsame Nächte bei ihren Herden erleben. Doch sollte sich plötzlich eine tödliche Gefahr anschleichen, war es ihre Aufgabe, die ihnen anvertrauten Tiere zu beschützen. Ein erfolgreicher Hirte musste in der Lage sein, ein angreifendes Raubtier zu vertreiben.
Die Tätigkeit eines Hirten erforderte also Kompetenz und Geschick. Einerseits musste ein Hirte das Vertrauen der ihm anvertrauten Tiere gewinnen können. Er musste wissen, worauf diese Tiere achten und was ihnen wichtig ist. Andererseits musste er wie schon erwähnt die Tiere vor Gefahren schützen.
Freilich gab es – wie wir aus einem Gleichnis Jesu in Johannes 10 wissen – auch schlechte Hirten, die ihre Herden im Stich ließen, wenn ein Raubtier sich nahte. Doch gute Hirten waren Menschen mit Fähigkeiten, die auch für verantwortliche Positionen in der Gesellschaft wichtig sind. König David war einst ein einfacher Hirtenjunge gewesen. Die Arbeit von Königen, Priestern und Propheten wurde im Alten Testament oft mit dem Dienst eines Viehhirten verglichen.
Die Arbeit der Hirten von Bethlehem konnte geruhsam sein. Zurück zur Natur. Vielleicht etwas wie Urlaub auf dem Bauernhof, eine Möglichkeit um den Alltagsstress unseres modernen Lebens hinter sich zu lassen.
Doch binnen von Sekunden konnte der Beruf des Hirten auch extrem anstrengend und herausfordernd werden. Wenn ein Raubtier herannahte, kam es absolut darauf an. Alles hing davon ab wie gut sie die Absichten und die Fähigkeiten des Raubtieres einschätzen konnten. Ein kleiner Fehler konnte unabsehbare Folgen für sie selbst und für ihre Herdentiere haben.
Manchmal gelang es ein Raubtier in die Flucht zu schlagen. Doch der selbe Räuber könnte es ein anderes Mal wieder versuchen oder vielleicht auch noch Verstärkung mitbringen.
Gute Hirten wussten um das Vertrauen und die Zuneigung der Tiere, um die sie sich kümmerten. Andererseits mussten sie mit reellen und existentiellen Gefahren umgehen können.
Wer waren die Leute, die als erste von der Geburt des Heilandes erfuhren? Wer waren diese Hirten?
Diese Hirten leisteten ihren Beitrag für die Religionsausübung
Bethlehem war nicht weit von Jerusalem. Es gehörte zu den Diensten im Tempel, dass Tiere geopfert wurden.
Zum Passahfest kamen immer sehr viele Besucher nach Jerusalem. Sie würden das Fest in Jerusalem feiern. Zur Passahfeier gehörte ein Abendmahl im Familienkreis bei dem Lammfleisch gegessen wurde.
Woher sollten all diese Tiere kommen? Es ist naheliegend anzunehmen, dass diese Tiere zu einem großen Teil in der Nähe von Jerusalem großgezogen wurden.
Hirten mussten demnach auch darauf achten, dass ihre Tiere den kultischen Anforderungen entsprachen. Tiere, die einen Mangel aufwiesen, sollten Gott nicht dargebracht werden.
Der Gedanke war: Es ist kein Opfer, wenn man Gott nur das gibt, was man sowieso vielleicht loswerden möchte. Es ist kein Zeichen von Ehrfurcht vor Gott, wenn wir für Gott nur übrig haben, was wir selber als schlecht ansehen.
„Siehe das Lamm Gottes“

Jahre später sollte Johannes der Täufer Jesus als das Lamm Gottes bezeichnen:
„Am nächsten Tag sieht Johannes, dass Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.“ (Johannes 1,29 Luther 1984).
Nochmals etwa drei Jahre später feierte Jesus zusammen mit seinen Jüngern in Jerusalem das Passahfest. Sie aßen Fleisch von einem Passahlamm, ungesäuerte Brote und tranken Wein.
Jesus benutzte das Passahfest um auf die Rettung zu verweisen, die wir durch ihn erleben können. Beim Passahfest erinnerten sich die Israeliten daran wie Gott sie einst aus der Sklaverei in Ägypten befreit hatte. Durch Jesus können wir aus unseren Sünden gerettet werden.
Zurück zu den Hirten
Die Hirten in der Weihnachtsgeschichte waren in vieler Hinsicht erfahrene Menschen. Sie kannten ihre Tiere. Sie wussten, dass ihre persönlichen Unzulänglichkeiten in einer gefährlichen Situation dazu führen konnten, dass ihre Tiere oder auch sie selbst Schaden erlitten.
Sie befassten sich wenigstens indirekt mit dem Glauben an Gott. Sie wussten um Hoffnungen, die der Glaube an Gott ihnen bot. Viele ihrer Tiere wurden für den Dienst im Tempel Gottes und für das Passahfest gebraucht.
Bei Nacht, wenn ihre Tiere schliefen, konnten sie sich selber auch ausruhen. Trotzdem mussten sie wachsam sein. Sollte sich bei Nacht ein Raubtier heranschleichen müssten sie adäquat reagieren können. Vielleicht musste immer wenigstens einer von ihnen wachbleiben, während die anderen vor sich hindösten.
Diese Hirten in der Nacht in Bethlehem waren empfänglich für die Botschaft des Engels. Sie interessierten sich für die Erlösung, die Gott versprach. Sie machten sich auf. Sie besuchten und sie sahen das neugeborene Jesuskind. Sie „priesen und lobten Gott für alles was sie gehört und gesehen hatten…“ (Lukas 2,20b Luther 1984)..
Jenseits der Routine des Weihnachtsfestes
Ich gehe davon aus, dass die allermeisten meiner Leser schon mehrere Weihnachtsfeste erlebt haben. Sie kennen die Feier in der Familie oder auch alleine. Sie besuchen einen Gottesdienst oder auch nicht. Manche lesen die Weihnachtsgeschichte.
Manche wirken in einem Weihnachtsgottesdienst mit. Andere bloggen etwas Weihnachtliches.
Ich wünsche mir und all meinen Lesern etwas, das über die weihnachtliche Routine hinausgeht: Was bedeutet die Weihnachtsbotschaft für mich persönlich? Was bedeuten die Erlösung und die Hoffnung, die Gott anbietet für mich persönlich?
Ich wünsche Ihnen und Euch ein solches Aha-Erlebnis.
In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!

Nach dem Lesen des obigen Textes
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